Bitte nicht nochmal – Love.Wedding.Repeat

Love.Wedding.Repeat ist die Art von Film, die ich früher an einem Mädelsabend geschaut hätte und nun ein bisschen peinlich berührt an einem freien Tag mit einem Kaffee im Bett schaue.

Mit 13 wäre ich eventuell auch noch bei der „Nice-Price-Aktion“ ins Kino gegangen. Die RomCom (veröffentlicht 2020) gibt’s allerdings nur auf  – ihr habt es schon erraten – Netflix zu sehen. Und um es gleich voraus zu nehmen: Das ist auch gut so. Hätte ich 5€ dafür ausgegeben, hätte ich mich doch ein wenig geärgert.

Um wen geht’s hier eigentlich?

Der Film spielt (fast ausschließlich) am Hochzeitstag von Hayley (Eleanor Tomlinson). Auf dieser Hochzeit geht so einiges schief. So taucht z. B. Hayleys ehemaliger Schulkamerad Marc (Jack Fathing) auf, der ihre Hochzeit verhindern möchte und ziemlich „druff“ ist. Hayley bittet ihren Bruder darum, Marc ein Schlafmittel zu verabreichen, um ihn außer Gefecht zu setzen. Soweit so gut – könnte auch ganz lustig sein.

Aber eigentlich geht es in dem Film dann doch irgendwie um Hayleys Bruder, Jack (Sam Claflin), der ihre ehemalige Mitbewohnerin Dina (Olivia Munn) schon seit längerer Zeit toll findet und sie nun näher kennenlernen will. Oder geht es vielleicht um Amanda (Frieda Pinto) und ihren Freund Chaz (Allan Mustafa), die sich auf der Party dauerhaft angiften und über Chaz Penis unterhalten? Vielleicht handelt der Film aber auch von Bryan, der Hayleys Brautjungfer ist, und nicht nur mit dieser ehrenvollen Aufgabe zu kämpfen hat? Oder oder oder.

Und täglich grüßt kein Murmeltier

Love.Wedding.Repeat hat eigentlich das Potential eine lustige RomCom mit einzelnen Episoden, verschiedenen Blickwinkeln oder gar alternativen Erzählsträngen zu sein. Das hat aber irgendwie nicht geklappt. Stattdessen wurde eine halbgare Komödie mit Pipi-Kacka-Penis-Witzen daraus, bei der Drehbuchautor Dean Craig (der auch Regie führte) scheinbar mittendrin gemerkt haben, wie doof die Story ist und sich dann umentschieden haben. Statt im Titel eigentlich verheißener Wiederholungen, gibt es genau eine alternative Storyline. Ziemlich mau für einen Film, der sich das Wort “Repeat” in den Titel schreibt.

So viel sei dann aber doch gesagt: Die Schauspieler/-innen, die übrigens schon in weitaus besseren Produktionen mitgewirkt haben (Tribute von Panem, Slumdog Millionär), machen ihre Sache gut. Eleanor Tomlinson spielt sich mit einer beeindruckenden (und lustigen) Hysterie durch den Film. Schade, dass nicht sie im Mittelpunkt steht. Auch Olivia Munn verleiht ihrer Rolle Dina einen Charme, der verständlich macht, warum Jack sie genauer kennenlernen möchte. Dinas durchaus spannender Job als Kriegsreporterin wird hingegen leider nur für müde Gags genutzt.

Nur mit Hangover erträglich

Diese müden Gags gehen oftmals von Sidney aus, der wohl so etwas, wie die Witzfigur, der Sidekick, der nervige Freund sein soll. Diesen hat ja irgendwie jede Film-Clique und meist dient er entweder für blöde Witze oder um zu zeigen, wie überlegen die anderen Charaktere sind. Das ist leider auch hier so. Die anfänglichen Ähnlichkeiten von Sidney mit der Hangover-Figur Alan häufen sich, nur leider erreicht Sidney nicht das irre (und eben einzigartige) Ausmaß dieser Figur. Im Gegenteil – in einem ernsthaften Gespräch mit dem achso-schlauen Jack gegen Ende des Films, wird Sidney offenbart, was an ihm alles so nervtötend ist und warum ihn eigentlich keiner mag. Im Anschluss sieht man ihm dabei zu, wie er seine (zugegebenermaßen nervigen) Charakter-Merkmale unterdrückt und auf einmal gut ankommt. Tolle Story. Danke dafür.

Die Charaktere bleiben gezwungenermaßen (100 Minuten, viele Figuren) recht oberflächlich und oftmals versteht man Hintergründe und Beweggründe nicht. Bis Ende des Films habe ich nicht verstanden, wer eigentlich mit wem befreundet ist und warum z. B. Sidney auf diese Hochzeit eingeladen ist. Einige „tiefgründigere“ Details werden hingegen recht plump thematisiert, haben aber dann doch weniger Einfluss als gedacht auf Story und Charaktere.

Wo bleibt eigentlich die Romantik?

Kommen wir mal noch kurz zu dem „Rom“-teil in dem Wort RomCom (romantische Komödie). Über Romantik lässt sich wohl genauso gut streiten, wie über Humor. Aber ich finde, dass der Film kaum romantische Momente hat. Die Chemie zwischen den vorhandenen Pärchen hat kaum Zeit zu wirken und jegliche ruhigere Szenen werden vom bereits erwähnten fragwürdigen Humor unterbrochen. Hayleys Bräutigam beispielsweise kommt im gesamten Film nur am Rande vor und darf lediglich mal ein paar Worte stammeln.

Amanda und Chaz kann man gleich außen vor lassen, der nervige Sidney findet erst bei den Damen Anklang, als er sich komplett verstellt und Bryan und Rebecca wirken wie die (böse ausgedrückt) „Resterampe“, die nur zusammenkommt, weil bei solchen Filmen am Ende jeder Topf einen Deckel haben muss.

Schlimmer als das Original erlaubt?

Ein weiteres Detail hat mich bei meiner Recherche überrascht: Der Film basiert auf einer französischen Komödie mit dem Titel „Plan de table“. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine französische Komödie, die doch meist relativ intelligent und speziell sind, diese Art von Humor bedient und letztendlich so unlustig ist. Vielleicht muss ich das Original noch schauen und hier noch eine kleine Review dazu verfassen.

Zusammengefasst: Fragwürdiger Humor, kaum ausgeschöpftes Potential, Schauspieler, die wirklich alles versuchen, aber es hilft nicht. Das war wirklich nicht mein Fall.

Filmbewertung zu Love.Wedding.Repeat auf Netflix

Hier findet ihr den Trailer: https://youtu.be/bIv1YeAxrEk