Nix mit Bollywood – Bride and Prejudice

Knallbuntes Remake eines Literatur-Klassikers mit viel Musik und Glitzer.

Der deutsche Filmtitel “Liebe lieber indisch” sorgt beim ersten Hören vermutlich bei Vielen für ein ungutes Kribbeln im Nacken. Wer den englischen Titel dann liest, weiß aber hoffentlich schnell worum’s geht.

Lalita Bakshi lebt mit ihren Eltern und ihren drei Schwestern in Amritsar im heutigen Indien (naja 2004). Die Familie ist eher mittelständisch und versucht ihr Leben zwischen Moderne und Tradition zu halten. Tradition bedeutet in diesem Fall auch, dass die Töchter alle möglichst schnell unter der Haube sein sollen. Und zwar am besten in der richtigen Reihenfolge. Lalita (Aishwarya Rai, Miss World 1994) wäre somit als zweitälteste Tochter auch die Nummer Zwei. Auf einer Hochzeit lernen die Schwestern Balraj (Naveen Andrews) kennen. Der ist Inder, lebt aber in England und hat ein ziemlich dickes Konto. Nicht nur deswegen kommen sich Lalitas ältere Schwester Jaya (Namrata Shirodkar) und er näher.

Lalita hingegen macht die Bekanntschaft mit seinem Kumpel William Darcy (Martin Henderson). Ebenfalls reich, aber auch sehr arrogant – so scheint es zumindest. Jaya und Lalita als ihre Begleitung verreisen mit Balrajs Familie nach Goa. Hier geraten Darcy und Lalita immer öfter aneinander und ihre Abneigung scheint größer zu werden. Bei einer Strandparty (immerhin befinden wir uns in Goa) lernt Lalita den sympathischen Globetrotter Johnny Wickham (Daniel Gillies) kennen. Er und Darcy scheinen jedoch eine gemeinsame Vergangenheit zu haben.

Nichts für Bollywood-Hasser

Der englische Titel verrät relativ offensichtlich, welcher Klassiker als Vorlage diente. „Bride and Prejudice“ ähnelt doch sehr dem originalen „Pride and Prejudice“. Auch die Namen (z.B. Darcy) wurden übernommen, bzw. das indische Äquivalent gefunden. Die Regisseurin Gurinder Chada kennt der ein oder andere vielleicht von „Kick it like Beckham“. Dieser Film ist jedoch ebenfalls kein typischer Bollywoodfilm, auch wenn doch viel gesungen und getanzt wird. Die Produktion ist nämlich eine britisch-amerikanische und nimmt die klassische Bollywoodfilme eher aufs Korn. Für Laien wird das jedoch eher schwer ersichtlich und für Bollywood-Hasser eher schwer erträglich.

Bunte Armreifen und eine rosa DVD liegen auf einem bunten Schal

Dabei ist der Film in seiner Machart extrem lustig und das nicht nur, wenn man Anspielungen und Ironie in Zusammenhang zum Original setzen kann. Die Figuren sind sehr überzeichnet, genau wie in der Romanvorlage aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts. Wenn Mama Bakshi ihre Mädels auf Männerfang ermahnt: “Sagt nur ja nichts allzu Intelligentes”, könnte das genauso aus Mrs. Bennets Mund in “Stolz und Vorurteil” kommen.

Die Vorlage bleibt bestehen

Die Dialoge haben ähnlich viel Pfeffer und auch Lalita ist Lizzie Bennet absolut ebenbürtig. Ich finde es erstaunlich wie genau sich an den Handlungsablauf der Vorlage gehalten wurde. Einziges Manko: eine Miss World übernimmt die Rolle der Lizzie? Dabei soll sie doch gerade eben nicht so umwerfend hübsch sein. Die angeblich hübschere ältere Schwester Jaya (bzw. Jane) stinkt hier ein bisschen dagegen ab. Natürlich können nicht alle Details und Wendungen übernommen und ins heutige Indien übersetzt werden. Wer wie ich „Stolz und Vorurteil“ als Film oder Buch kennt, wird aus dem Lachen allerdings nicht mehr rauskommen.

Das Feel-Good-Movie ist absolut mitreißend und zwar nicht nur, weil in der allerkitschigsten Szene auch noch ein Gospelchor am Strand auftaucht. Wo der herkommt? Keine Ahnung. Aber in echten Bollywoodfilmen gibt es ja auch keine Erklärung, warum alle die Choreographie des spontanen Dancebattles beherrschen. In „Liebe lieber Indisch“ wird meist auf Englisch gesungen, so dass man wenigstens keine umständlich übersetzten Hindi-Texte im Untertitel mitlesen und begreifen muss. Die bunten Bilder sind schön anzusehen und die Charaktere absolut liebenswert. Wer auf das alles keinen Bock hat, sollte sich wenigsten die Schlangentanzszene oder das Lied „No Life without Wife“ ansehen. Letzteres hat Ohrwurm-Charakter. Und ganz ehrlich? Welches Mädchen ist noch nie mit ihren Freundinnen / Schwestern in Pyjamas durchs Zimmer gehüpft und hat bescheuerte Lieder gesungen?

Hier findet ihr den Trailer: https://youtu.be/53W6yV7i5zo