Nicht nur “die kleine Schwester von” – Enola Holmes

Jetzt hebt mal die Hand! Wer von euch erinnert sich an „Nancy Drew – Detective”? Wer hat „Hexe Lilli wird Detektivin“ noch irgendwo im Keller? Und wer von euch hat schon mal „echtes“ Fingerabdruckpulver ausprobiert? Nichts davon? Dann hattest du wohl auch nicht den ultimativen Detektivkasten zu Hause.

„Enola Homes“ ist ein Netflix-Film, der auf der gleichnamigen Buchreihe von Nancy Springer basiert. Der knapp zweistündige Film handelt von eben jener Enola Holmes und ja, bei dem Nachnamen ist eine Verwandtschaft mit dem berühmten Detektiv naheliegend. Gut erkannt, Sherlock! Auch Enola stellt im Film ihre detektivischen Fähigkeiten unter Beweis.

Enola (Millie Bobby Brown) ist ein Teenager und lebt im 19. Jahrhundert allein mit ihrer Mutter (Helena Bonham Carter!) auf einem Familienanwesen in Großbritannien. Enola lernt von ihrer Mutter alles, was man lernen muss: sie liest Bücher, beschäftigt sich mit Philosophie, spielt Tennis im Wohnzimmer und ist ein Profi im Bereich Selbstverteidigung. Doch eines Tages ist in der Enolas Mutter (Ich wiederhole mich: Helena Bonham-Carter!) verschwunden und ihre beiden erwachsenen – und ihr inzwischen fremden – Brüder, sollen sich um Enola kümmern. Sie sind allerdings wenig hilfreich bei der Suche nach ihrer Mutter.

Keine Reise nach England, gefällig?

Enola macht sich auf Grundlage von versteckten Hinweisen auf die Suche nach ihrer verschollenen Mutter. Auf dem Weg in die Hauptstadt London begegnet sie dem jungen adeligen Lord Viscount Tewksbury (Louis Partridge), der von einem ominösen Mann verfolgt wird. Auch seine rätselhafte Geschichte wird noch wichtig für die Handlung. In London angekommen, trennen sich die Wege der beiden. Enola sieht sich auf ihrer Suche mit größeren Herausforderungen konfrontiert: Auftragskiller, Bomben und vertrackte Codes.

Der Film „Enola Homes“ ist nicht nur spannend, sondern auch optisch reizvoll. Die Kostüme und die Kulissen sind wunderbar und entführen uns nach Großbritannien, teilweise erinnert das Ganze an klassische BBC-Verfilmungen. Auch bei der Auswahl der Schauspieler wurde nicht gespart: neben Millie Bobby Brown aus Stranger Things (habe ich nie gesehen – ist scheinbar der Shit), ist besonders Helena Bonham Carter in den Rückblicken als Mutter ein Highlight. Sherlock Homes (Henry Cavill) war in einem anderen Leben mal Superman und Bruder Mycroft (Sam Claflin) kämpfte als Tribut in Panem um sein Leben. Wer übrigens errät, welchen Charakter die Darstellerin der fiesen Miss Harrison bei Harry Potter spielt, bekommt ein Keks. Am Ende dieses Eintrags verrate ich es euch.

Film mit besonderen Details

Der Film besticht aber vor allen Dingen durch die Erzählperspektive. Enola Holmes selbst erzählt ihre Geschichte und interagiert dabei immer wieder aus der Szenerie heraus mit mir als Zuschauerin und spricht mich direkt an. So zieht der Film mich direkt in die Geschichte und in Enolas Gedankenwelt. Enolas britischer Akzent ist dabei aufs Äußerste getrieben und an der ein oder anderen Stelle wirklich komisch – aber komisch, im lustigen Sinne. Natürlich ist aber auch die deutsche Synchronfassung bei Netflix vorhanden.

Immer wieder wird diese Monoperspektive natürlich auch gebrochen: das geschieht wenn andere Handlungsstränge erzählt werden müssen, bei denen in Enola nunmal nicht anwesend ist. Das ist ein bisschen schade, aber so notwendig. Die Wechsel in der Perspektive bringen Tempo in den Film und sorgen für Überraschungsmomente, wenn z. B. Enola aus dem Off ins Bild läuft und die Geschehnisse kommentiert.

Auch auf klassische kleine “Schockmomente” wird in dieser Verfilmung nicht verzichtet, wenn ein Angreifer plötzlich aus einer dunklen Ecke hervorspringt. Doch nicht alle, die böse zu sein scheinen sind es auch und nicht alle Verbündeten sind den Hauptcharakteren am Ende wohlgesonnen. Der Film ist an der ein oder anderen Stelle ein wenig skurril, driftet aber nicht ins Alberne ab.

Die Story funktioniert nicht immer hundertprozentig und hat die ein oder andere Logiklücke. Das fällt jedoch wenig auf und lässt sich verzeihen, weil „Enola Holmes“ trotzdem mitreißend und spannend ist.

Bewertung des Filmes Enola Holmes

*Fiona Shaw spielt hier Miss Harrisson und bei Harry Potter die mindestens genauso fiese Tante Petunia.

Hier geht es zum Trailer: https://youtu.be/1d0Zf9sXlHk