Noch besser als Grlpwr – How to be a woman

Feminismus – ist das heute wirklich noch ein Thema? Ja, verdammt! Zumindest wenn es nach Caitlin Moran geht.

Habt ihr euch schon mal auf einen Stuhl gestellt und gerufen: „Ich bin eine Feministin“? Und habt ihr schon mal (euer eigenes) Periodenblut probiert? Nö? Ich auch nicht. Ein Fan von Caitlin Morans Buch „How to be a woman“ bin ich trotzdem.

Besser gesagt: Ich liebe, liebe, liebe die Bücher von Caitlin Moran. Ich musste lange überlegen, welches ich euch zuerst vorstelle. Entschieden habe ich mich für das Buch, das ich selbst als erstes gelesen habe.

Bei „How to be a woman“ handelt es sich um eine Mischung aus Essay, Manifest und Autobiografie. In über 15 Kapiteln schreibt Moran über Mode, Familie und Liebe. Klingt scheiße – ist es aber nicht. Moran macht sich nämlich auch Gedanken über ihre Tage, Pornos, Abtreibungen und sucht ein passendes Wort für ihren – naja – Busen. Dabei geht es aber weniger um Namensgebung à la Heidi Klum (Hans und Franz), sondern um die passende Wortwahl.

Wie man erwachsen wird

Moran beginnt in ihrer Teenager-Zeit und arbeitet sich über das Erwachsenwerden bis hin zu Ehemann, Kindern und Karriere vor. In einem schnodderigen, aber liebevollen Ton beschreibt die heutige Times-Kolumnistin ihre Jugend in den Sozialbauten von Wolverhampton (bei Birmingham). Sie ist die älteste von (sehr, sehr) vielen Geschwister und ihre Familie ist wohl das, was wir hinter vorgehaltener Hand als „ein bisschen assi“ beschreiben würden. Mit entsprechenden Klischees geizt Moran schon in den ersten Kapiteln nicht. Wobei ich ihr (fast) alles, was sie so schreibt, abkaufe. Die Britin schreibt ihr Buch nicht als reine chronologische Abfolge, viele Kapitel haben auch Bezug zu verschiedenen Lebensphasen und manchmal springt das Ganze hin und her.

Feminismus für Anfänger

Im Laufe ihres Lebens hat Moran ein Gefühl dafür entwickelt, was es bedeutet eine Frau zu sein und warum Feminismus dafür weiterhin wichtig ist. Die Autorin beschreibt dabei die vergangenen Wellen des Feminismus und plädiert in ihrem Kapitel „Ich werde Feministin!“ für eine ganz neue Art eben jener Bewegung. Sie möchte das Wort „Feminismus“ zurückerobern und vom vorherrschenden Bild (unbefriedigt, Strickpulli, kein BH) zu einem bunteren Bild gelangen. Denn alle Frauen können (und sollten) Feministinnen sein – Auch die mit „Hello Kitty“-Sticker auf dem Auto. Übrigens dürfen Männer auch mitmachen! Also die Herren: Rauf auf den Stuhl und “Ich bin ein Feminist” rufen. Denn ohne Männer macht Feminismus keinen Spaß, findet Moran.

Buchcover von Caitlin Moran: How to be a woman

Moment mal. Das habt ihr schon mal gehört, oder? Solche Aussagen gab es in den letzten Jahren (zum Glück!) tausendfach zu lesen, zu hören und zu diskutieren. Feminismus ist in – und das nicht erst seit der „Me too“-Debatte. Inzwischen würden sich wohl die meisten meiner Freundinnen (zumindest, wenn man sie fragt) als Feministinnen bezeichnen. Das war 2011 – also im Erscheinungsjahr von Morans Buch – allerdings noch nicht so. Man kann also mit gutem Recht behaupten, dass sie eine Art Pionierin dieses neuen Feminismus ist.

Als ich das Buch 2012 von meiner Tante zum Abitur geschenkt bekam, hat sich damit für mich die ein oder andere neue Denkweise aufgetan. Feminismus war für mich vorher belegt mit “Emma”-Gründerin (und leider auch Bild-Kolumnistin) Alice Schwarzer und Doris Schneider aus „Türkisch für Anfänger“. Ich fand Feminismus grundsätzlich gut, mehr aber halt auch nicht. Ich will nicht behaupten, dass ich nach dem Buch eine völlig andere Person war oder sich meine Weltsicht grundlegend verändert hätte – meine Eltern haben mich auch ohne Caitlin Moran ganz gut geprägt – dennoch hat das Buch bei mir einen Nerv getroffen. Und auch wenn ich mit Caitlin Moran nicht in allem übereinstimme, hat sie mich dazu gebracht, mir über viele Themen Gedanken zu machen, mit denen ich mich vorher nicht beschäftigt habe.

Moran schreibt derbe, aber halt auch derbe gut

Der Schreibstil ist, ich kann es nicht anders sagen, ziemlich derbe. Aber gerade das macht das Buch aus. Denn Caitlin Moran schreibt auf knapp 400 Seiten, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Manchmal fragt man sich bei all den “Fucks” “Titten” und “Wichsern” , ob die/der Lektor*in nicht einfach irgendwann die Flinte ins Korn geworfen hat. Der Schreibstil macht das Buch jedoch authentisch und ich habe mir fest vorgenommen das Werk auch nochmal im Original zu lesen.

Kleiner Einschub noch zum Buchcover der deutschen Ausgabe. Das finde ich leider nicht sehr gelungen. Dort sieht man (siehe oben) zwei pinke Boxhandschuhe auf mintfarbenem Hintergrund. Nichts gegen die Farbe Pink und nichts gegen Frauen (oder Männer), die in solchen Handschuhen boxen – aber das war mir dann doch irgendwie zu klischeebelastet.

Übrigens: Ihr Periodenblut fand Caitlin Moran „okay“ – eine Packung Pringles würde sie aber, laut eigener Aussage, immer vorziehen.

Bewertung Caitlin Moran How to be a woman

Weitere dringende Empfehlungen sind Morans Bücher „How to build a girl“ und „How to become famous“. Vielleicht kommt dazu irgendwann in ferner Zukunft auch noch ein Blogeintrag.