Kein Dirty-Talk in Stars Hollow – “Sweet Magnolias”

„Eine Serie über Frauenpower“, „Für Fans von Desperate Housewives“, „Perfekte Mischung aus Gilmore Girls und Sex and the City“ – klingt gut? Ich sage: All das ist „Sweet Magnolias“ nicht. Nicht im Entferntesten. Einfach ein klares dickes Nein.

Damit könnte meine Kritik beendet sein, doch ich bin wieder mal in Lästerlaune. Deshalb lasse ich euch doch gerne daran teilhaben, warum das Netflix-Original “Sweet Magnolias” meine Erwartungen nicht erfüllt, was mich an der Serie so wahnsinnig gestört hat und warum ich die zweite Staffel vermutlich trotzdem schauen werde.

Die drei Freundinnen Maddie (JoAnna Garcia Swisher), Dana (Brooke Elliott) und Helen (Heather Headley) kennen sich seit der Schulzeit, sind Anfang 40 und leben in einem beschaulichen Kaff in den amerikanischen Südstaaten. Ja, ich weiß – beim Wort Südstaaten hätte ich eigentlich schon skippen sollen. Maddie wurde gerade von ihrem Ehemann für die jüngere – (von ihm) schwangere – Arzthelferin Noreen verlassen (Jamie Lynn Spears).

Dana führt ein Restaurant und hat Probleme mit ihrem Küchenpersonal, sowie ihrer Teenagertochter Annie (Anneliese Judge). Die dritte der Freundinnen, Anwältin Helen, trifft unvermittelt ihre große Jugendliebe wieder und darf nebenher ab und zu mal anwaltmäßige Dinge sagen. Relevant für die Story ist ihr Job aber kaum. Nebenher eröffnen die drei noch gemeinsam ein eigenes Spa, die Teenagerkids feiern Partys, es gibt einen heißen Coach, der zeitgleich zum Love-Interest einer der Protagonistinnen wird und ein junger Mann sucht seinen leiblichen Vater. Ganz schön viel Handlung, deren Erzählstränge sehr wenig Raum bekommen.

Zu vorhersehbar und wenig kreativ

Das Setting ist sehr schnell klar und viele Plotlines lassen sich leider schnell vorhersehen. Die Probleme und Geschichten der Protagonistinnen sind natürlich nicht trivial, aber in der Art und Weise, wie die Serie aufgebaut ist, einfach leider recht uninteressant. Viele Konflikte werden nur kurz aufgebaut und dann sehr schnell wieder aufgelöst. Rebellisch ist in dieser Serie schon, wer ein paar Fotos von dreckigen Ecken macht oder sich beim (natürlich immer stattfindenden) Kirchgang zankt. Umso überraschender, dass die Serie auf einer mehrteiligen Buchserie beruht, die im Bereich der “romantic Novels” im englischsprachigen Raum wohl recht erfolgreich ist.

Bei den Sweet Magnolias lauern Klischees

Dennoch lässt sich „Sweet Magnolias“, im Deutschen “Süße Magnolien”, natürlich auf den ersten Blick durchaus mit Gilmore Girls vergleichen: eine Kleinstadt wie das berühmte Stars Hollow, besondere Eltern-Kind-Beziehungen, Spießer vs. “Crazy People”. Aber während Gilmore Girls verhältnismäßig progressiv, witzig und anders war ( – wenn auch trotzdem an der ein oder anderen Stelle problematisch -), ist „Sweet Magnolias“ einfach nur lahmarschig, verhuscht und klischeehaft. Was daran wie Sex in the City sein soll, nur in Dorf-Format, erschließt sich mir ebenfalls nicht. Die drei Protagonistinnen haben gewiss Sex und interessieren sich auch dafür. Darüber wird aber höchstens mal am Rande an einem beschwipsten Magaritaabend gesprochen.

Die drei Frauenfiguren sind zwar recht unterschiedlich, dennoch ist das alles so klischeehaft, dass ich schreien möchte: die taffe Anwältin, die liebende Mutter, die nach der Trennung erblüht und die zornige, gestresste Selfmadefrau. Keine der Figuren bricht dabei wirklich aus ihrer Rolle aus, auch wenn die 10-teilige Serie zarte Ansätze dafür findet. Es werden skandalöse Themen wie Scheidung, uneheliche Kinder und Emanzipation eingebracht. Doch das passiert alles sehr zaghaft und stets bemüht, für alles schnell eine Lösung zu finden und die Protagonistinnen dabei gut aussehen zu lassen.

Ein überraschender Bruch hierzu ist höchstens die Rolle der Cece (Harlan Drum), einer Freundin von Maddies Sohn Tyler (Carson Rowland). Cece ist zwar Cheerleader, die Hosen – oder eher Pompoms? – hat sie aber trotzdem an. Sie entpuppt sich als talentierte zukünftige Anwältin in der Jura-AG. Außerdem fragt sie Tyler mit viel Brimborium, ob er mit ihr zum Abschlussball ausgehen möchte, statt auf eine mögliche Frage von ihm zu warten. Wichtig hierbei ist aber auch das ganz klare Bild in der Serie. Cece ist zwar selbstbewusst und irgendwie anders, aber gleichzeitig natürlich eigentlich total lost in dieser Welt und familiär vernachlässigt. Ja, klar.

Ein kleiner Lichtblick mit Jamie Lynn Spears

Die Dialoge in “Sweet Magnolias” klingen oftmals gestelzt (- habe es nur auf Deutsch gesehen -) und sehr seltsam. Die Nachbarn nutzen Begriffe wie „Schock schwere Not“ und das ist noch nicht mal ironisch gemeint und auch kein Stilmittel, um das Spießertum der Südstaatler zu beschreiben.

Wer dieses Spießertum auch knüppelhart zu spüren bekommt, ist Maddies „Konkurrentin“ Noreen. Die wird von Jamie Lynn Spears (Ja, die Schwester von Britney) mit einer Unsicherheit und leichten Traurigkeit gespielt, dass mir in fast jeder Szene mit ihr etwas unwohl war. Das aber im positiven Sinne – Noreen war die einzige Figur, die mich emotional berührt und irgendwie abgeholt hat. Schon allein wegen ihr und der Entwicklung ihrer Figur, werde ich wohl oder übel die angekündigte zweite Staffel anschauen. Und vielleicht auch einfach, weil es am Ende einen fiesen Cliffhanger gibt.

Hier der Trailer zur ersten Staffel: https://youtu.be/TEgrH93KLgY